Wir sprachen mit Tieme Helderman, Phytopathologe bei Takii Europe, um zu erfahren, wie seine Arbeit in der Pflanzenpathologie zur Entwicklung krankheitstoleranter Sorten beiträgt, die den Bedürfnissen der Erzeuger und der sich wandelnden Umwelt gerecht werden.
Phytopathologie: Ein wesentlicher Faktor in Zuchtprogrammen
Während sich Zuchtprogramme auf mehrere Säulen stützen - von marktorientierten Merkmalen wie Ertrag, Aussehen und Langlebigkeit bis hin zur Klimaanpassung - bleibt die Phytopathologie ein grundlegender Bestandteil der gesamten Zuchtstrategie von Takii. Ohne Berücksichtigung der Krankheitsresistenz kann selbst die vielversprechendste Sorte unter dem Druck von Krankheitserregern versagen.
„In der Phytopathologie geht es darum zu verstehen, wie Pflanzenkrankheiten Nutzpflanzen beeinträchtigen und wie man sie widerstandsfähiger gegen Krankheitserreger machen kann“, erläutert Helderman. „Meine Aufgabe ist es, eng mit unseren Züchtern zusammenzuarbeiten, um Krankheitsresistenzen in unsere Sorten zu integrieren und sicherzustellen, dass sie auch unter erheblichem Krankheitsdruck produktiv bleiben.“
Von Pilzen über Viren bis hin zu Bakterien, Pflanzenpathogene entwickeln sich ständig weiter. Helderman und sein Team fokussieren sich darauf, diese Bedrohungen in einem frühzeitigen Stadium des Zuchtprozesses zu identifizieren und abzuschwächen. „Einerseits müssen wir nach neuen Stämmen oder resistenzbrechenden Krankheiten Ausschau halten, andererseits müssen wir auch neue Resistenzquellen identifizieren, um diese neuen Krankheiten zu stoppen. Diese Arbeit ist entscheidend für die Erhaltung der Qualität und der zuverlässigen Leistung der Takii-Sorten.“
Entwicklung krankheitsresistenter Sorten: Eine Verbindung von Wissenschaft und Tradition
Die Phytopathologie spielt eine wichtige Rolle in der Zucht, doch sie steht nicht für sich allein. „Phytopathologie und Zucht sind eng miteinander verknüpft“, betont Helderman. „Krankheitsresistenz ist ein Teil eines viel größeren Puzzles, zu dem auch Faktoren wie das Ertragspotenzial bei Gemüse oder die Blütenqualität und Haltbarkeit bei Zier- und Beetpflanzen gehören.“
Takii verbindet traditionelle Zuchttechniken mit modernen Ansätzen, wie der markergestützten Selektion, um Sorten mit verbesserter Krankheitstoleranz zu entwickeln. „Wir sind jetzt in der Lage, spezifische Marker in der DNA einer Pflanze zu identifizieren, die mit Merkmalen wie Krankheitsresistenz verbunden sind“, erklärt Helderman. „Das unterstützt die Züchter dabei, diese Eigenschaften gezielter einzusetzen und somit die Entwicklung robusterer, widerstandsfähigerer Sorten zu beschleunigen.“

Maßgeschneiderte Lösungen für Erzeuger: Fokussierung auf regionale Krankheiten
Erzeuger überall auf der Welt sehen sich hinsichtlich Pflanzenkrankheiten mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert, die von ihren lokalen klimatischen und Umweltfaktoren abhängen. Die Bewältigung dieser regional spezifischen Krankheitsrisiken ist eine der wichtigsten Prioritäten der Zuchtprogramme von Takii.
„Es gibt keine Standardlösung für Krankheiten“, betont Helderman. „Was in einer Region oberste Priorität hat, kann in einer anderen hinfällig sein. Beispielsweise stellen der Falsche Mehltau und Fusarium in ganz Europa für sowohl Gemüse- als auch Blumenerzeuger ein großes Problem dar, während die Stemphylium-Blattfleckenkrankheit (SLB) für Zwiebelerzeuger in Teilen von Südeuropa, dem Nahen Osten und Afrika eine ernsthafte Herausforderung darstellt. Auch im Blumenzuchtsektor können Krankheiten wie Echter Mehltau oder Botrytis sowohl Beetpflanzen als auch Schnittblumen in den Niederlanden zerstören, in geringerem Maße jedoch beispielsweise im Nahen Osten und in Afrika, wenn sie nicht effektiv bekämpft werden.
Die F&E-Teams von Takii arbeiten eng mit Portfoliomanagern, Versuchsleitern und Produktmanagern zusammen, die in direktem Kontakt mit Gemüseerzeugern, Zierpflanzenproduzenten und Händlern stehen. „Wir stützen uns auf ihre Erkenntnisse, um unsere Zuchtanstrengungen anzupassen und auf spezifische Krankheitsherausforderungen in verschiedenen Märkten zu reagieren“, erläutert Helderman. Diese Rückkopplungsschleife trägt dazu bei, dass die Sorten von Takii relevant und von Vorteil sind für die Gebiete, in denen sie angebaut werden, egal ob es sich dabei um eine neue Gemüsesorte für ein spezielles Klima oder eine Blumensorte mit verbesserter Krankheitsresistenz für Gewächshauszüchter handelt.
„Als Beispiel hat Takii gegenüber Fusarium tolerante Zwiebel- und Kohlsorten für den europäischen Markt entwickelt, um das erhebliche Krankheitsproblem der Gemüseerzeuger zu lindern und gleichzeitig einen konstanten Ertrag zu ermöglichen. Im Blumenzuchtbereich entwickelt Takii ebenso krankheitstolerante Sorten von Beet- und Topfpflanzen, wobei der Hauptfokus darin besteht, ihre Widerstandsfähigkeit gegen Pilzinfektionen zu stärken, die nicht nur die Erzeuger, sondern auch die Haltbarkeit der Blumen im Einzelhandel beeinträchtigen“, erklärt Helderman.
Phytopathologie und Nachhaltigkeit: Ein Aspekt des Ganzen
Obwohl die Krankheitsresistenz einen Beitrag zur nachhaltigen Landwirtschaft leistet, indem sie den Einsatz chemischer Mittel verringert, ist Helderman sich darüber im Klaren, dass Nachhaltigkeit nur ein Aspekt der Zuchtziele von Takii darstellt. „Unser Ziel ist es, Sorten zu züchten, die das Beste aus beiden Welten bieten: verbesserte Krankheitsresistenz und optimale Leistung hinsichtlich Ertrag, Qualität und Marktfähigkeit“, betont er.
Durch die Fokussierung auf von Natur aus krankheitstolerante Sorten kann Takii sowohl Gemüse- als auch Blumenerzeuger dabei helfen, den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren. Dies entspricht nicht nur den gesetzlichen Vorschriften in vielen Regionen, sondern unterstützt auch ihre breiteren Nachhaltigkeitsziele.
„Die Erzeuger benötigen Saatgut, das in jeglicher Hinsicht überzeugt: Nachhaltigkeit ist wichtig, aber auch Ertrag, Marktattraktivität und Haltbarkeit. Krankheitstoleranz ist ein wesentlicher Teil dieser Gleichung, aber nicht der einzige“, fügt Helderman hinzu. Für Blumenerzeuger kann dieses Gleichgewicht sogar noch heikler sein, da die Krankheitsresistenz Eigenschaften wie Farbe, Blütenform und Langlebigkeit ergänzen muss - allesamt entscheidend für Produkte, die für den Verbraucher bestimmt sind.

Die Überbrückung der Kluft: Die Bedeutung des Feedbacks aus der Praxis
Obwohl die phytopathologische Forschung im Labor stattfindet, sind ihre Auswirkungen auf dem Feld zu spüren. Ein wesentlicher Teil von Tieme Heldermans Arbeit besteht darin, die von Takii entwickelte Resistenz gegen Krankheiten auf die praktischen Herausforderungen der Erzeuger abzustimmen.
Das Team von Helderman steht jedoch nicht täglich in direktem Austausch mit den Erzeugern. Stattdessen sind sie auf das Feedback von Kollegen wie Züchtern, Portfoliomanagern, Versuchsleitern und Produktmanagern angewiesen. „Diese Kollegen erhalten die Informationen direkt von den Erzeugern - und ihr Input ist von unschätzbarem Wert für die Ausrichtung unserer Zuchtprioritäten“, erklärt Helderman. Neben wertvollen Informationen liefern sie uns oft auch infizierte Pflanzen direkt von den Kunden. Dieses Material ist eine ausgezeichnete Quelle zur Identifizierung des Krankheitserregers und ermöglicht es uns, mit den neuesten Stämmen einer bestimmten Krankheit zu arbeiten.
Blick in die Zukunft: Vorbereitungen auf neu auftretende Pflanzenkrankheiten
Mit dem fortschreitenden Klimawandel und den sich verändernden landwirtschaftlichen Praktiken treten Pflanzenkrankheiten in neuen Regionen auf oder durchbrechen bestehende Resistenzen. Für Helderman bedeutet dies, stets einen Schritt voraus sein und sich auf zukünftige Bedrohungen vorbereiten zu müssen.
„Manche Krankheiten breiten sich in Gegenden aus, in denen sie früher kein Problem darstellten. Das geschieht aufgrund veränderter Umweltbedingungen und einem insgesamt reduzierten Einsatz von Pestiziden“, erklärt er. „Unsere Aufgabe besteht also nicht nur darin, aktuelle Bedrohungen zu bekämpfen, sondern auch zukünftige Herausforderungen vorauszusehen und uns darauf einzustellen.“
Durch diesen proaktiven Ansatz werden Takiis Zuchtprogramme zukunftsorientiert ausgerichtet und unterstützen Erzeuger - ob sie Lebensmittel oder Blumen produzieren - dabei, angesichts des sich entwickelnden Drucks durch Krankheitserreger widerstandsfähig zu bleiben.